Rudersdorf
Für die Entstehung des Ortsnamens "Rudersdorf" gibt es gleich mehrere Theorien.
Die erste Erklärung ist sehr einfach: In alten Zeiten war zwischen Fürstenfeld und dem heutigen Rudersdorf ein See gelegen, an dessen Ufer die Fürsten von Fürstenfeld ein Jagdschloss und ein großes Jagdrevier hatten. Da die Fürsten zum Schloss hinüberruderten, benannte man das um das Schloss herum entstandene Dörflein "Rudersdorf".
Nach einer anderen Version wird Rudersdorf vom Personennamen Ruodolf, ungarisch Rodolf, abgeleitet, ausgehend von der alten Namensform Ruodolvesdorf = "Dorf des Rudolf". 1391 scheint Rudersdorf unter der magyarischen Bezeichnung "Radofalva" in der von König Sigismund für Ladislaus von Sáró bestimmten Urkunde auf.
Die Zollstätte Rudersdorf war ein sogenanntes Dreißigstamt. Dreißigstämter waren ehemalige ungarische Zollstätten entlang der westlichen Grenze. Die Bezeichnung "Dreißigst" geht darauf zurück, dass man bei der Einfuhr und später auch bei der Ausfuhr den dreißigsten Teil einer Ware als Zoll einhob. Diese Verzollung wurde unter dem ersten ungarischen König Stefan eingeführt. Schon im Mittelalter, um 1336, war Rudersdorf eine Dreißigststelle und ein Mautplatz. Ende des 19. Jahrhunderts wurde das Dreißigstamt in Rudersdorf aufgelassen. Rudersdorf gehörte bis etwa 1380 zur Burg Güssing.
Dobersdorf
Die erste Benennung des Ortes kommt im Stiftsbrief des Güssinger Grundherrn Walfers im Jahre 1157 vor. Der deutsche Name "Dobersdorf" geht nach der Meinung Elemer Moors auf die slavische Form "Dobrovnuk" zurück. Dem Ortsnamen kann die Bedeutung Walddorf oder Waldhütter zugrunde gelegt werden. Es wird angenommen, dass um 870 n. Chr. der Ort von Slaven bewohnt war. Vom Jahre 1157 an schweigen die Urkunden über die Gemeinde 3 Jahrhunderte hindurch. Im Jahre 1428 wird der Ort Dobrafalva unter den Besitzungen der Güssinger Burg aufgezählt. Im Jahre 1599 besaß Freiherr Franz Batthyany hier 20 Häuser. 1605 wurde der Ort von Haiducken zerstört. Bei der Güterverteilung zwischen den beiden gräflichen Brüdern Christoph und Paul Batthyany im Jahre 1662 fiel dem ersten die Gemeinde, dem zweiten die hierortige Mühle zu. Im August 1704 steckten die Steyrer den Ort in Brand.
Die Feistritz und die Lafnitz haben oft große Überschwemmungen verursacht. Die Lafnitz überflutete das halbe Dorf. 1926 war das letzte Hochwasser - das Schulgebäude und die Feuerwehrhütte standen unter Wasser. 1927 zog die Gemeinde entlang der Lafnitz einen Damm auf. Nach 1945 und nach dem Abzug der russischen Besatzung begann die Gemeinde mit dem Ausbau der Dorfstraßen. Diese wurden in den späten 60-er und 70-er Jahren mit einer Asphaltdecke versehen. Grünflächen wurden angelegt. 1970 - Beginn mit dem Umbau der Schule und dem Neubau eines Lehrerwohnhauses. 1975 wurde die Neugestaltung des Dorfplatzes mit dem Versetzen des Kriegerdenkmales und mit dem Bepflanzen der Grünanlagen abgeschlossen. 1982 fand die Bestimmungsübergabe der Leichenhalle und eines Kinderspielplatzes statt. Das Postamt übersiedelte in das Gemeindehaus. In den 90er Jahren wurde die Gesamtrenovierung der röm.kath. Kirche begonnen. Diese wurde 2008 mit der Altarraumneugestaltung abgeschlossen. Im ehemalige Lehrerwohnhaus wurde durch einen Zubau am Feuerwehrhaus Dobersdorf eine Ordination für den Gemeindearzt in Dobersdorf geschaffen. Im ehemaligen röm.kath. Pfarrhof wurde von der Marktgemeinde Rudersdorf der damalige Kindergarten Dobersdorf installiert.
Im Zentrum des Ortes erfolgte die Errichtung eines Mehrzweckgebäudes mit 5 Wohnungen, einem Nahversorgungsgeschäft und einer Gemeindekanzlei mit Besprechungsraum.
Zukunftsweisend ist auch die im Jahre 2008 begonnene Errichtung von „Energie – Wohnanlagen“. 1991 wurde bereits eine neue Tennisanlage der Bestimmung übergeben. Ein neuer, ca. 70 Meter langer Steg über die Lafnitz gelangt ebenfalls zur Ausführung. Die neue Ortsdurchfahrt im Bereich der B 65 ist bereits im Bau. Derzeit hat der Ort etwa 484 Einwohner.
Weitere Entwicklung des Dorfes
Urkundliche Erwähnung: Übergabe der Burg Güssing
Im Jahr 1391 übergab König Sigismund (1387-1437) seinem Feldherrn Ladislaus von Sáró für besondere Verdienste die Burg Güssing samt Herrschaft. Zu dieser Herrschaft gehörten außer dem Markt noch 26 Dörfer, darunter auch Rudersdorf. 1459 unterstand Güssing dem ungarischen Magnaten Nikolaus Ujlaki und später seinem Sohn Lorenz. Als dieser im Jahre 1524 starb, übertrug König Ludwig II. (1515 - 1526) die an die Krone zurückgefallenen Güter von Güssing Franz Batthyány. Damit begann die lange Herrschaft unter dem Geschlecht der Batthyánys. Franz folgte Balthasar Batthyány (1543 - 1590). Aus dieser Zeit stammt das älteste Urbar (1576). Erst unter Maria Theresia wurde 1766 ein staatliches Urbarium festgelegt, das die sozialen Verhältnisse dieser Zeit stark verbesserte. Von 1590-1625 war der Freiherr Franz II. Batthyány Besitzer von Güssing. Er besaß außer den Gründen noch zwanzig Häuser in Rudersdorf. Damals gab es in Rudersdorf eine Meierei mit einem Getreidespeicher (1634). Im Jahre 1641 begann zwischen ihm und der Stadt Fürstenfeld der "Bauigl-Streit". Die sehr ertragreichen "Bauigl"-Gründe lagen am rechten Ufer der Lafnitz auf steirischer Seite und gehörten teilweise dem Malteser-Ritterorden und der Stadt Fürstenfeld. Infolge eines gewaltigen Hochwassers im Jahre 1641 veränderte die Lafnitz ihr Flussbett derart, dass ein beträchtlicher Teil der "Bauigl"-Gründe durch Abrisse zugunsten Ungarns "verlorenging". Nun begann ein Rechtsstreit um die "Bauigl"-Gründe, der 78 Jahre andauern sollte. Um diesen Querelen endlich ein Ende zu setzen, wurden Anfang des 18. Jahrhunderts an der burgenländisch-steirischen Grenze Meilensteine aufgestellt, darunter einer mit der Jahreszahl 1719. Nach dem Tod von Adam I. Graf Batthyány traten im Jahre 1662 seine beiden Söhne Christoph und Paul auf, wobei Paul sich das Gut behielt. In diese Zeit fällt die Schlacht bei Mogersdorf, die eine endgültige Befreiung von den Türken nach sich zog und der "Kuruzzenkrieg" (1704-1708), ein Aufstand ungarischer Magnaten. Nach dem Urbar von 1750 umfaßte die Herrschaft Güssing 55 Orte. Die Zersplitterung des Batthyánischen Besitzes wurde durch Aufteilung eingeleitet. Das Rudersdorfer Gut wurde Emmerich Batthyàny vererbt. Der letzte Besitzer, Graf Stephan Batthyány, soll die Gründe im 19. Jahrhundert an die einst zum Gut gehörenden Gemeinden verkauft haben. Im Jahre 1862 wurde die Kirche in Rudersdorf fertiggestellt. Sie wurde dem heiligen Florian geweiht. Die Errichtung der Volksschule fällt erst in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1893 wurde die Freiwillige Feuerwehr von Rudersdorf gegründet. Allmählich auftretende Magyarisierungsbestrebungen gipfelten im Jahre 1881 in einer Verordnung, die Ungarisch zur allgemeinen Unterrichts-, Protokoll- und Amtssprache erklärte.
Bereits gegen Ende des Zweiten Weltkrieges bekam Rudersdorf einen der zahlreichen Luftangriffe der alliierten Mächte zu spüren. Beim Rückflug vom Bombardement in Wiener Neustadt rissen blindlings abgeworfene Bomben riesige Krater entlang der Gartenäcker. Gott sei Dank kam dabei niemand zu Schaden. Die Volksschule steht heute dort, wo sich einer der großen Bombentrichter befand. Im Herbst 1944 wurde an der burgenländischen Ostgrenze mit dem Bau des Südostwalles zum Schutz gegen die herannahenden Russen begonnen. Im Winter desselben Jahres wurde im südlichen Ortsende von Rudersdorf ein Panzergraben mit Panzersperren errichtet. Doch die Front der Roten Armee kam immer näher und erreichte Ende März 1945 Heiligenkreuz. Im April 1945 stand Rudersdorf bereits mitten im Kampfgebiet zwischen der russischen Armee und dem deutschen Heer. Die deutschen Truppen zogen sich nach Fürstenfeld zurück, die Russen umgingen den Panzergraben und kamen über die Rudersdorfer Berge ins Dorf. Während der Kampfhandlungen gingen einige Häuser in Flammen auf. Die Bevölkerung wurde nach Poppendorf und Heiligenkreuz evakuiert und konnte erst am 4. Mai 1945 zurückkehren. Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 errichteten die Russen in Rudersdorf eine Kommandatur, die als Schaltstelle für die Grenzkontrolle diente. Erst nach Abschluß des Staatsvertrages am 15. Mai 1955 zogen die letzten Besatzungssoldaten ab. Nach dem Krieg wurden bedeutende Aufbauleistungen in unserer Gemeinde vollbracht: In den Jahren 1953/54 wurde die Volksschule erbaut. 1954 kam es zur Eröffnung der Hauptschule. Gleichzeitig wurde das zweistöckige Amtsgebäude im Ortskern errichtet. Zwischen 1963 und 1967 wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes der durch den Ort fließende Lahnbach nach den damaligen wasserrechtlichen Gesichtspunkten reguliert.